Gemeindestube

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Chronik

Max Matscher, 1979

Bereits Ende 1894 kann in Zürich die erste alkoholfreie Gaststätte des Frauenvereins, der „Marthahof“ in Betrieb genommen werden. Das segensreiche Wirken nach dem Motto „Man kann nichts bekämpfen, ohne an dessen Stelle etwas Besseres zu setzen“, vernimmt man auch auf der Landschaft. Der 1892 gegründete Blaukreuzverein Wetzikon setzt sich dafür ein, so eine Wirtschaft auch hier am Ort einzurichten.[1]

Gemeindestube, September 1934

1911 Im Wydum in Wetzikon wird bis zirka 1920 eine alkoholfreie Wirtschaft (Kaffeehalle, Kaffeestube) von den Hausbesitzern Stamm-Dätwyler und Furrer geführt. Aus nicht bekannt Gründen schliesst die Gaststätte.[1]

1924 Nach jahrelangen Beratungen und Diskussionen in Kreisen der reformierten Kirche (u.a. Mitglieder der Vereinigung werktätiger Kirchgenossen) erscheint am 28. Januar im „Kirchlichen Gemeindeblatt für Wetzikon und Seegräben“ ein Aufruf zur Gewinnung von Mitgliedern für einen Gemeindestubenverein. 60 Personen melden sich. Am 27. Oktober findet die Vereinsgründung statt. Mit 90 Mitgliedern kann der Gemeindestubenverein Wetzikon gegründet werden. Beitrag 1 Franken für Einzelmitgliedschaft.[1]

1926 Der Gemeindestubenverein erwirbt die Liegenschaften, Bahnhofstrasse 71, am 4. November von Jacques Linsi.[2]

1927 Erstmals ist die Gemeindestube Wetzikon am 12. März geöffnet und nimmt ihre Tätigkeit im ehemaligen Stickereigebäude Jacques Linsi an der Bahnhofstrasse 71 auf. Als die treibende Kraft steht Pfarrer Kaspar Honegger Pate. Mit Frl. Löffel, Vorsteherin in Spiez, können Baukommission und Frauenkommission Wetzikon eine bestens ausgewiesene Betriebsvorsteherin wählen.[1]

1930

1929 Die durchschnittliche tägliche Arbeitszeit des Gemeindestubenpersonals ist auf 14 Stunden angestiegen. Frl. Löffel wird bewilligt, eine weitere Hilfe anzustellen.[1]

Gemeindestube als Soldatenstube in den Kriegsjahren

1939-1945 Über 10'000 Wehrmänner kehren während ihrer Aktiv-Dienstzeit in der Gemeindestube ein. Frl. Löffel geht deshalb als Soldatenmutter in die Geschichte ein.[3]

1955 Frl. Rosa Löffel gibt nach 28 Jahren die Führung der Gemeindestube in die Hände von Frau Klara-Zoppelli-Walder. Unter ihrer Leitung verbessert sich die finanzielle Lage des Betriebs und somit des Vereins.[3]

1958 Eine Verbesserung des Raumangebots drängt sich auf. Überlegungen der Kirchenpflege Wetzikon, ein eigenes Kirchgemeindehaus zu schaffen, zerschlagen sich nach der Besichtigung solcher Häuser. Das von Architekt Ebinger erarbeitete Umbauprojekt mit veranschlagten Kosten von ca. 90'000 Franken lehnt der Gemeinderat wegen stark angeschnittenen Baulinien ab.[1]

undatiert

1961 Die Studienkommission Gemeinschaftszentrum (GZW) nimmt ihre Arbeit auf.[1]

1962 Gründung des Vereins „Gemeinschaftszentrum Wetzikon“.[1]

1964 Den Projektwettbewerb gewinnt Karl Pfister, Küsnacht.[1]

1966 Frostige Aufnahme des geplanten Gemeinschaftszentrum durch den Gemeinderat.[1]

1967 An einer denkwürdigen Gemeindeversammlung verweigert die politische Gemeinde ihren Kreditanteil. Die Gemeindeversammlung lehnt am 28. Februar die Vorlage zur Detailprojektierung von 54'000 Franken ab. Jahrelange Anstrengungen sind zunichte gemacht. Nicht zuletzt sind es aufmunternde Worte von Gemeinderat Theo Weilenmann, die zum Überdenken und Weiterverfolgen der Aufgabe führen.[1]

1968 Ende Mai erfolgt ein Landabtausch zwischen Politischer und Kirchgemeinde (Kirchenspitz für Land in Walfershausen). Der neue Terminplan für den Bau eines Gemeinschaftszentrums sieht folgendermassen aus.[1]

1968 Herbst 2. Projektierungs-Wettbewerb
1969 Ermittlung des Preisträgers
1969 Herbst Abstimmung über das Projekt
1970 Frühling Baubeginn
1972 Bezug der Liegenschaft

Trotz terminiertem Baubeginn im Frühling 1970 und Bezug des GZW 1972 werden in der Gemeindestube kleine bauliche Veränderungen für 22'000 Franken beschlossen. Diese beinhalten den Durchbruch zwischen Saal und Jugendzimmer sowie eine teilweise Neumöblierung. Zudem kann das Schulbuffet der Kantonsschule Zürcher Oberland KZO durch den Gemeindestubenverein übernommen werden.[1]

1974

1970 Im zweiten Projektwettbewerb entscheidet man sich für das Projekt „Lindenhof“ der zweitplatzierten Architekten Paul und Heini Hirzel, Wetzikon. Die veranschlagten Kosten beziffern sich auf 7,240 Millionen Franken. Der Gemeinderat bekundet sein Interesse, sich mit einer Gemeindebibliothek am Bau zu beteiligen.[1]

1971 Der beschwerliche Weg zum Gemeinschaftszentrum führt zur dreiteiligen Trägerschaft, bestehend aus der Ref. Kirchgemeinde, dem Gemeinestubenverein sowie der Politischen Gemeinde. Gemeinsames Planen und Kostentragen erscheint wertvoller. Die Liegenschaft Wepfer (ehemals Haus des Kunsumvereins Wetzikon) wird erworben. Die jetzigen Detailprojektierungskosten belaufen sich auf 208'000 Franken. Ein Baustop durch den Kanton, Finanzknappheit der Banken, Auflage der Gemeinde 120 Parkplätze zu erstellen, die projektierte Tödistrasse, der Landabtausch sowie Kauf und Landumlegung Liegenschaft Wepfer verzögern den Baubeginn.[1]

1972 Am 7. Juni weist der neueste Kostenvoranschlag 10,048 Millionen Franken auf. Seit dem letzten Projekt von 1964 ist die Bauteuerung um ca. 52% gestiegen! Die Besitzverhältnisse werden vertraglich geregelt. 38/100 fallen dem Gemeindestubenverein und 62/100 der Ref. Kirchgemeinde zu. Der GZW-Neubau sieht auch den Einbau eines Gemeindestuben-Restaurants mit Hotelzimmer und Nebenräumen vor, was der Gemeindestubenverein mit 3,748 Millionen Franken zu berappen hat.[1]

1972 Die Volksabstimmung vom 24. September nimmt die Vorlage erfreulich deutlich an, Ja 3218 gegen 1018 Nein.[1]

1973 Die gezielte Werbeaktion erzielt einen rasanten Mitgliederzuwachs (von 200 auf 800) und bringt die notwendige finanzielle Unterstützung.[1]

1974 Im Frühjahr kann mit dem Bau begonnen werden. Das Grundstück wird von hinten erschlossen. Die Realisierung des Gemeinschaftszentrums „Drei Linden“ kann weitgehend als das Verdienst von Reallehrer und Kirchenpflegepräsident Jakob Hofmann bezeichnet werden. Begleitet wurde er dabei von Kantonalbankverwalter Otto Griesser, Primarlehrer Peter Ess, Bauführer Karl Staub sowie Professor Dr. Max Jucker, Präsident des Gemeindestubenvereins und Kantonsschullehrer.[1]

Vor Abbruch 1976

1975 Am Aufrichtefest vom 4. November versammeln sich 220 Bauarbeiter, Geschäftsleute und Vertreter von Bauherrschaft und Behörde im Saal-Rohbau.[1]

1976 Am Samstag, den 10. Juli schlägt das letzte Stündlein der gemütlichen Gemeindestube bei einer Tasse Kaffee zu 30 Rappen wie in den Anfängen vor fast 50 Jahren. Danach wird die alte Liegenschaft abgebrochen. Am 11. August öffnet das Café/Hotel „Drei Linden“ seine Tore. Die festliche Einweihung des Gemeinschaftszentrums kann am 6./7. November gefeiert werden.[4]

1997 Ende Februar wird der 70-jährige Gemeindestubenverein definitiv aufgelöst. Die finanzielle Misere führt zum Konkurs der Gastbetriebe im GZW. Die Stimmberechtigen der Reformierten Kirchgemeinde sagen klar Ja (1336 Ja/283 Nein) an der Gemeindeabstimmung vom 2. März zum Erwerb und Betrieb des Hotels und Restaurants Drei Linden.

Siehe auch

Literatur

  • Heimatspiegel Nr. 5/1997 - Ein Ort der Geselligkeit, Gemeindestube Wetzikon im Wandel der Zeit
  • Die Geschichte eines gemeinnützigen Werkes, zusammengefasst von Robert Grimm, 1988

Dokumente

Fotos

Innenaufnahmen

Lage

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 1,13 1,14 1,15 1,16 1,17 1,18 1,19 „Die Geschichte eines gemeinnützigen Werkes“, zusammengefasst von Sigrist Robert Grimm, 1988
  2. Kopie Abschrift Grundprotokoll im Vereinsarchiv Gemeindestubenverein, Archiv Ortsgeschichte Wetzikon
  3. 3,0 3,1 Heimatspiegel Nr. 7/1966, Die Wetziker Gemeindestube
  4. ZO Beilage zur Einweihung 6./7. November 1976
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