Reformierte Kirche vor 1897

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Alte Kirche Wetzikon, 1895
Lithographie, undatiert. Nach der Natur gezeichnet von J. Adolf Honegger

Vorgeschichte

Zum ersten Mal wird der Name Ratpoltskirch in einer Urkunde des Klosters St. Gallen vom Jahre 857[1] erwähnt, infolge einer Schenkung von Gütern. Ganz unbedeutend kann diese Kirche nicht gewesen sein, denn es amteten an derselben ein Leutpriester und ein Kaplan. Ein Verzeichnis aus dem Jahre 1275[1], das im bischöflichen Archiv zu Freiburg im Preisgau liegt, beschreibt, dass der Leutpriester von Ratpoltskirch ein jährliches Einkommen von 20 Pfund besass. Über den Standort der ehemaligen Ratpoltskirch ist schon oft geforscht worden. Man kam aber zu der Überzeugung, dass es der Standort der gegenwärtigen Kirche Wetzikons sein musste, denn nach der im Jahr 1320 zum letzten Mal erwähnten Ratpoltskirch, wurde bereits 14 Jahre später zum ersten Mal die Kirche Wetzikon genannt.

Geschichte der Kirche Wetzikon

Man nimmt an, dass die alte Kirche im Jahre 1330 erbaut worden war. Der Erbauer war ein Edler von Landenberg und Besitzer des Schlosses Wetzikon. Noch bis in das Jahr 1798 war das Landenberger Wappen, bestehend aus drei Ringen, an der Aussenseite der Kirche sichtbar. 1334 amtete ein Pfarrer Heinrich von Landenberg in Wetzikon. Die Einweihung geschah vermutlich am Feste Maria Himmelfahrt, da die Wetziker Kirchweih jeweils auf den Sonntag nach diesem Feiertag fällt. Wie die Ratpoltskirch war die neue Kirche dem Apostel Petrus geweiht und besass einen Hauptaltar und zwei Nebenaltäre, welche aber bald nach der Einführung der Reformation aus der Kirche entfernt wurden.[1]

Zeichnung Ludwig Schulthess vor 1843

Glocken

Die älteste, seinerzeit die grosse Glocke, von welcher urkundliche Nachricht vorhanden ist, stammt aus dem Jahre 1383.Sie trug die Inschrift: Jesus Nazaraeus. rex Judeorum.San Petrus apostolus. Anno domini MCCCLXXXXIII. XX die Septembris. Im Jahre 1657 wurde die grosse Glocke ersetzt. Die zweite mittlere Glocke wurde im Jahre 1504 gegossen. Die dritte, kleine Glocke war ganz glatt und ohne Inschrift oder Jahreszahl. Sie soll einer alten Sage nach, auf der Kapelle zu Ettenhausen gehangen haben. Dies 3 Glocken hingen über 100 Jahre lang in der Kirche.[2] Am Abend des 7. August 1567 zerbrach ein gewaltiger Sturm den hölzernen Spitzhelm des Kirchenturmes. Mitsamt den Glocken fiel dieser auf die Seite gegen das Schloss und zertrümmerte eine Sennhütte.[1] Anstelle des Spitzhelmes wurde anschliessend das von Schulthess gezeichnete Käsbissendach aufgesetzt.[3]

Veränderungen

Felix Meier hat in der Geschichte der Gemeinde Wetzikon, S.320/321 verschiedene Veränderungen an der mittelalterlichen Kirche aufgezählt: 1584 wurde die Empore vergrössert. 1636 liess man eine neue Kanzel aufstellen; 1640 wurde der Turm renoviert, ebenso 1760 nach einem Blitzschlag; und 1689 musste die Kirchhofmauer repariert werden.

Infolge der zunehmenden Bevölkerung der Gemeinde, welche bis auf 1063 Pfarrgenossen stieg, und den damals herrschenden Kirchenzwang, erwies sich die Kirche als zu klein. 1713 wurde das Langhaus abgebrochen und durch ein Grösseres ersetzt.[4]. Den Turm liess man stehen und nur das Schiff wurde erweitert oder verlängert. Am 22. Oktober 1713[5] fand die Einweihung der neuen Kirche statt. Sie bot Platz für 800 Personen. Die von Pfarrer Kilchsperger gestellte Baurechnung ergab ein Defizit von nur 17 Gulden, alles Übrige war durch freiwillige Beträge gedeckt worden.[1]

Abbruch der Kirche und Neubau 1895-1897

Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einem geplanten Kirchenneubau. Am 20. Mai 1894 bewilligte die Kirchengemeinde einstimmig einen Baukredit von 300'000 Franken Sonntags den 31. März 1895 versammelte sich die Gemeinde in der alten Kirche zum Abschiedsgottesdienst. Am 1. April 1895 begannen die Abbrucharbeiten. 1896 sprach man einen Zusatzkredit von 54'000 Franken für eine neue Orgel und ein neues Geläut, und schon ein Jahr später, am 14. Februar 1897 öffneten sich zum ersten Male die Kirchenpforten, ein Werk des bekannten Basler Architekten Paul Reber, dem Volke bei einer Einweihungsfeier.[6]

Spezielles

Beim Abbruch der Kirche wurden drei Grabplatten ausgebaut und dem schweizerischen Landesmuseum übergeben[7]

  • Junker Hans Rudolf Meiss, Gerichtsherr zu Wetzikon, gestorben 1633, mit zwei zerstörten Wappen, links oben Wappenschildchen von Ulm, 153x115 cm.
  • Esther Schmid, geb. Escher, gestorben 1670, mit Wappen Schmid und Escher-Luchs, 123 x 77 cm.
  • Johann Erhardt Schmid, Gerichtsherr zu Kempten, gestorben 1676, 182 x 136 cm.

Pfarrer

Der erste reformierte Pfarrer von Wetzikon, Hans Lotstetter (1514-1526 im Amt), war zugleich der letzte katholische daselbst. Der Geistliche von Wetzikon hatte es nicht leicht, denn die Gemeinde war in drei Landvogteien geteilt. Seit 1621 mussten Wetzikons Pfarrer zusätzlich die geistlichen Funktionen von Seegräben übernehmen. Zusätzlich hatten sie noch die gegenseitigen Reiberein der junkerlichen oder freiherrlichen Familien mit zu tragen.[1]

Einer der verdientensten älteren Geistlichen von Wetzikon war Hans Rudolf Hottinger, welcher die Pfarrei 42 Jahre lang (1628 - 1670) versah und dessen Amtsperiode in eine schwere Zeit fiel. Zweimal raffte die Pest einen bedeutenden Teil der Einwohnerschaft dahin und der damalige 30-jährige Krieg brachte viel Furcht und Schrecken.[1]

Ein berühmter Geistlicher war Johannes Schmidlin, welcher von 1752 bis 1772 als Pfarrer amtete. Er war ein ausgezeichneter Musiker, ein reichbegabter Sänger und Komponist, dessen Lieder weit herum bekannt waren. Schmidlin legte den Grund zu der Berühmtheit in Musik und Gesang, zu der Wetzikon auch durch die nachfolgenden Geistlichen mit Recht gelangte. Die Nachfolger Schmidlins waren Hs. Jakob Nägeli, (1772-1806 im Amt), dessen Sohn Hs. Konrad Nägeli, (1806-1828 im Amt). Der Sängervater Hans Georg Nägeli war ein Sohn des erstern und Bruder des letztern.[1]

Siehe auch

Pläne

Literatur

Ansichtskarten

Fotos

Aussen

Innen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Anzeiger des Bezirkes Hinweil, Ausgabe 29. März 1895
  2. Geschichte von Wetzikon Felix Meier S340
  3. Walter Drack, Denkmalpfleger, Seite 6
  4. Wetzikon Eine Geschichte, Beat Frei Seite 93
  5. Wetzikon Eine Geschichte, Beat Frei Seite 93
  6. Wetzikon Eine Geschichte, Beat Frei, Seite 94
  7. Walter Drack, kantonale Denkmalpflege 1978
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