Colgate Palmolive

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1972

Chronik Colgate Palmolive

1806-1928 Vorgeschichte der Colgate / Palmolive: Die Colgate-Palmolive, Schweiz gehört zur amerikanischen Colgate-Palmolive Copany. Die Colgate-Palmolive Company ist ein multinationaler Konzern mit 36'000 Mitarbeitern, der Stammsitz ist in New York. Die Colgate-Palmolive Gesellschaft entstand zwischen 1806-1928 durch Fusion der drei amerikanischen Seifenfabriken Colgate Co, Peet-Brothers und Palmolive Co.[1]

1931 Die Colgate-Palmolive Schweiz wird als Tochtergesellschaft der weltweit tätigen Colgate-Palmolive Company gegründet und vermarktet importierte Produkte zur Mund- und Körperpflege, wie Zahnpasta, Seife, Shampoos. - Die eigene Produktion wird 1948 in gemieteten Fabrikräumlichkeiten in Wallisellen aufgenommen, wo ab 1952 auch AJAX als Scheuerpulver hergestellt wird. – Die Colgate-Palmolive ist administrativ der Direktion in Zürich unterstellt, wird aber technisch und leistungsmässig vom Hauptsitz in New York kontrolliert.[2]

1956 Baubeginn der grossen Fabrikanlagen der Colgate-Palmolive in Kempten, nach den Plänen von „Suter & Suter, Architekten, Basel“, unter Einbezug der weltweiten Erfahrungen des amerikanischen Mutterhauses. Bauzeit: 18 Monate. Mit der U-förmigen Fabrikanlage wird bereits eine künftige Erweiterung einzelner Gebäudekomplexe vorbereitet. Ingenieurarbeiten: Schuberth & Schwarzenbach, sowie Schulthess & Dolder, Wetzikon

1958

1958 Der Fabrikneubau der Colgate-Palmolive AG in Kempten-Wetzikon. Als an das Naturschutzgebiet angrenzend ergaben sich einschränkende Baugestaltungsvorschriften, wodurch die Höhe des Hauptfabrikationsgebäudes „beträchtlich reduziert“ wurde. – Der U-förmige Gebäudekomplex beherbergt die folgenden Abteilungen:

Toilettenartikel-Fabrikation, Abfüllung und Materiallager, Waschmittelfabrikation, Waschmittelabfüllung, Waschmittel- Pack- und Rohmateriallager, zentrales Fertigwarenlager, Warenempfangs- und Speditionsbereiche, mechanische Werkstätte, Bürokomplex mit Cafeteria. Zur Fabrikanlage gehören ferner das freihstehende Dampf-Kesselhaus, das Lager für flüssige Roh- und Brennstoffe, in Tanks, die in undurchlässigen Betonwannen stehen, das zentrale Abwassersammelbecken mit zugehörigen Abwasser-, Kontroll- und Stappelbecken, sowie das Portierhaus beim Eingang. Wie die Abwasseranlage durch Abwasserüberwachung für die Einhaltung der Abwasservorschriften sorgt, sind ein Abgaswäscher und ein Sackfilter zur Einhaltung der Luftreinhalteverordnung installiert.

Aus dem Grusswort des Gemeinderats: Die bauliche Entwicklung unserer Gemeinde, unmittelbar nach Kriegsende, sozusagen ausschliesslich auf dem Sektor Wohnungsbau, hat das normale Mass weit überstiegen. Wetzikon mit seiner gut gehenden und vor allem gut durchmischten Industrie und mit seinen zahlreichen kleineren und grösseren gewerblichen Betrieben, vereint mit der günstigen geographischen Lage als Eisenbahnknotenpunkt, übte eine grosse Anziehungskraft aus. Dieses Vakuum wurde merklich verstärkt von dem Moment an, als unsere Gemeinde zum Sitz der Mittelschule Zürcher Oberland auserkoren wurde. – In Erkenntnis, dass private, genossenschaftliche oder andere Wohnungsbauten das Gemeinwesen mit 30 bis 50 Prozent belasten (Verwaltung, Schulen, Sportanlagen, Strassen, Kanalisation, Spitalerweiterungen usw.), erachtete es die Gemeindebehörde als Pflicht, für Zuzug von neuen Industrien zu sorgen, bevorzugt solche, welche weder der Textil- noch der Metallbranche angehörten. Die Colgate-Pamolive galt als Glückstreffer; sie produziert Artikel des täglichen Bedarfs und ist deshalb besonders krisensicher.

Ein paar Zahlen zum ersten Fabrikationsjahr: Von den 300 Aren Grundfläche sind deren 52 überbaut, der Bau steht auf 415 Betonpfählen von 10 m Länge und 50 cm Durchmesser; die Tankanlagen fassen gesamthaft 850'000 Liter Heizöl leicht, Heizöl schwer und Chemikalien. An Schwer- und Leichtöl werden monatlich 80'000 Liter verbraucht; beim Wasser sind es monatlich 4,5 Millionen Liter; der monatliche Stromverbrauch beträgt im Schnitt 60'000 kWh; 80 Männer und 43 Frauen haben Beschäftigung gefunden - Bei Aufnahme des Betriebes sind Rasiercrèmen und Zahnpasta in Tuben Produktionsschlager, im Einschichtenbetrieb werden täglich von 4 Fertigungsarbeiterinnen 20'000 Tuben abgefüllt und automatisch verschlossen, 500 davon täglich auf Gewicht und korrekten Verschluss kontrolliert. – Täglich werden 36'000 Dosen AJAX abgepackt. Die von Colgate-Wetzikon hergestellten Produkte werden im zentralen Forschungslabor der Colgate für die schweizerischen Bedürfnisse entwickelt und laufend verbessert. Die Produktionsleitung hat für die Einhaltung der geltenden Standards zu sorgen. Die Kontrolle der Qualität der hergestellten Produkte erfolgt bei der Massenfabrikation stichprobeweise durch das Betriebslabor.

1959 Direktor Nauer begrüsst eine Delegation des Bezirkes, den Wetziker Gemeinderat und Pressevertreter zu einer eingehenden Besichtigung des seit Februar 1958 voll arbeitenden Betriebes. Mit dem Standort Wetzikon wollte die Colgate die jahrhundertealte Tradition des Zürcher Oberländers respektieren, die auf Zuverlässigkeit, Arbeitsfreude, Unternehmungslust und Qualität basiert. – In Kempten fand die Firma alle Bedingungen erfüllt: Geleiseanschluss, Wasser und Elektrizität in genügenden Mengen und die Möglichkeit, das Abwasser zu reinigen. Gemeindepräsident Heinrich Bossert dankte der Colgate, dass sie sich durch laufend neu aufgetauchte Schwierigkeiten nie verdriessen liess, Direktor Nauer bedankte sich bei der Wetziker Bevölkerung für die geduldig ertragenen Unannehmlichkeiten während der Bauzeit. – Die Besucher durften sich vom sehr guten Betriebsklima überzeugen, den hellen Arbeitsräumen, der ausgezeichnet geführten Kantine. Für alle Arbeitnehmenden gilt die 5-Tage-Arbeitswoche mit 44 Stunden.[3]

1970 Jahresumsatz 40 Millionen Franken; Exportanteil 10%. - Am 31. Oktober, Tag der offenen Tür, vernehmen die Besucher, dass die Colgate in Kempten täglich drei Tonnen Toilettenartikel (Zahnpasta, Rasiercremen, Shampoos), 33 Tonnen Pulverwaschmittel, 6 Tonnen AJAX Scheuerpulver und 16 Tonnen flüssige Haushaltreiniger herstellt. 96 männliche und 43 weibliche Mitarbeiterinnen.[2]

1973 Die Tagesproduktion an Zahnpasta erreicht – von nur noch zwei Mitarbeiterinnen abgefüllt - 65'000 Tuben, was die unermüdliche Produktionsverbesserung und Leistungssteigerung belegt, die auch von der New Yorker Direktion anerkannt wird. Dank verantwortungsbewusstem Einsatz aller Mitarbeiter zählt Wetzikon weltweit zu den drei produktivsten Fabriken der Colgate-Palmolive![2]

1975

1977 Die erste Hauszeitung CP Information erscheint mit einem Artikel über die Herkunft des Namens Wetzikon und die Verkehrstechnische Erschliessung des Zürcher Oberlandes. Unter den Fensterreinigern entwickelt sich das neu eingeführte AJAX Glasrein bald zum absoluten Spitzenprodukt. Ein paar Zahlen zur Produktion in Wetzikon: 1977 wurden 23'200 Tonnen Fertigprodukte ab Wetzikon versandt, wovon 6'800 Tonnen an unsere Österreicher Schwesterfirma. Die jährlichen Frachtkosten in der Schweiz überschreiten 1,2 Millionen Franken. Die Ostschweizer Destinationen werden täglich beliefert, die Westschweiz und das Tessin zweimal wöchentlich, die Innerschweiz dreimal wöchentlich. Die Portobeträge für die Post und die Frachtbeträge für die Bahn errechnet die Colgate selbst, meldet sie den Transportanstalten und spart dadurch viel Zeit und Mühe für Abrechnungen ein. – Die letzten Rezessionsjahre brachten gewisse Umsatzverluste, umgekehrt erbrachte der Verkauf unserer Produkte durch DENNER eine Umsatzsteigerung.

1985 Zur Kompensation der Teil-Stilllegung der Anlagen in Zürich erwirbt die Steinfels-Tochter Cosmina die Anlage der Colgate-Palmolive in Wetzikon. Cosmina und Colgate-Palmolive bleiben selbstständig. Ihre Produkte werden ab dem 1. Juli 1985 gemeinsam durch die Cosmina Intercenter AG hergestellt. Durch diese Zusammenarbeit soll eine bessere Auslastung der Anlagen erreicht werden.[4] Im letzten Betriebsjahr (1985) produzierte die Colgate-Palmolive pro Tag noch 7 Tonnen Toilettenartikel, 50 Tonnen Pulverwaschmittel, 4 Tonnen AJAX Scheuerpulver und 44 Tonnen flüssige Haushaltreiniger, erbracht durch 95 männliche und 44 weibliche Mitarbeiterinnen. Nahezu eine Verdoppelung der Produktion gegenüber von 1970 – bei fast gleicher Anzahl Mitarbeitenden.[2]

1986 Mit der Übernahme der Produktionsanlagen in Kempten von Colgate-Palmolive will die Steinfels AG ihre Jahresproduktion von 20'000 auf 50'000 Tonnen erhöhen, den Umsatz von 50 auf 100 Millionen steigern und zur grössten und modernsten Einheit dieser Branche werden. Alle bisherigen 130 Colgate-Palmolive-Mitarbeiter sollen von der Cosmina übernommen werden, 20 bis 50 neue Arbeitsplätze dürften benötigt werden. Mit dem Besitzerwechsel von Colgate zu Steinfels verlässt Herr Direktor Werner Keller die Firma nach 31 Jahren und tritt in den Ruhestand. In der Cosmina übernimmt Herr Christian Tschudy seine Stelle. Weil die Friedrich Steinfels AG in der Vergangenheit verschiedentlich Mühe mit der Gewerkschaft GTCP hatte, wird seitens der Firma vor 1987 kein Gesamtarbeitsvertrag unterzeichnet. - Mit Übernahme der Cosmina steht die Firma Steinfels an dritter Stelle im hart umkämpften Waschmittelmarkt.[5]

1987 Vom ersten September 1986 an hat die Cosmina die Waschmittelproduktion rund um die Uhr aufgenommen. Mit dem 3-Schichtbetrieb empfindet man in der direkten Nachbarschaft der Fabrik eine Zunahme der Geruchs- und Lärmemissionen. Vor allem während der Nacht und bei Westwind werden diese als unzumutbar empfunden; eine von 275 Anwohnern unterzeichnete Bittschrift wird Gemeindepräsident Ernst Weber eingereicht. In der Folge sucht die Firma den Kontakt mit den betroffenen Anwohnern und orientiert über Massnahmen. Die Geruchsemissionen sollen durch Temperatursenkung und häufigere Beseitigung verkohlter Ablagerung im Sprühturm reduziert werden. Verschiedene bekannte Lärmquellen sollen noch besser gegen Schallausbreitung isoliert werden.[6][7]

1991 Im Hinblick auf die 700-Jahrfeier der Eidgenossenschaft gelangte eine Anfrage an die Wetziker Industrien, einen Beitrag zur Feier im Bezirk beizutragen. Christopher Lamb, Produktmanager bei der Steinfels AG, fragte die NAW (Nutzfahrzeuge Arbon Wetzikon) an, eine „Seifenblasenmaschine“ zu konstruieren. Nach einer Handskizze von Christopher Lamb entwickelte der NAW-Verantwortliche für Lehrlingsausbildung, M. Fischer, ein 300 kg schweres Kunstwerk, das „in rauen Mengen Seifenblasen“ produzierte.[8]

1993 Ende Jahr macht die Hiobsbotschaft die Runde, dass im kommenden Jahr das Haushaltsortiment der Firma Steinfels AG an die Firma Henkel & Cie. AG verkauft werden soll, was einen Abbau von 60 der 170 Stellen in Wetzikon zur Folge hätte. Mit der Veräusserung der traditionellen Steinfels-Marken Maga, Niaxa und Floris hat die Firma ihre Identität zum Teil aufgegeben.[9]

1994 Das Aktionariat der Firma Steinfels beschliesst, dass per 1. September das Grossverbraucher- und Industriereinigergeschäft an die COOP-Tochter CWK AG in Winterthur verkauft werden soll. Die neue Besitzerin und die COOP-Gruppe sollen einen Teil der freiwerdenden 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen. Von der 1832 gegründeten Firma Steinfels wird einzig noch die Immobilienverwaltung weiter existieren.[9]

  • Zusammengefasst von Josef Lauber für das Archiv Ortsgeschichte Wetzikon, Oktober 2007. Aktualisiert und redigiert durch Werner Bangerter, Chemiker bei der Colgate Wetzikon.

Chronik Cosmina AG

1995 Die Cosmina gehört ab diesem Jahr zur Fritz Keller AG, Mönchaltorf. Der langjährige Direktor der Colgate-Palmolive in Wetzikon, Werner Keller, Grüt, legt Wert darauf, der Fa. Frike zur gelungenen Fassadenrenovation des Gebäudes zu gratulieren. Zur heutigen FRIKE Gruppe gehören seit 1975 die Aerosan AG, Näfels (Herstellung und Abfüllung von Aerosolen und Sprühsystemen), seit 2001 die Eswa AG, Stansstad (Fachbereich Flüssig- und Pulverprodukte als Waschmittel). – 2007 beschäftigt die Cosmina in Kempten 45 Mitarbeitende. Um Produktionskosten einzusparen, hat die Frike-Gruppe einige hundert Tonnen Rohstoffe eingelagert, weshalb sie für ihre Kundschaft die Logistik verwaltet und dadurch Transportkosten grossen Stils einspart. Die vier Produzenten sind als Lohnhersteller tätig, das heisst, jedes Unternehmen entwickelt und produziert Produkte, füllt sie ab und besorgt deren Versand im Auftrag der Kunden – produziert aber keine Eigenmarken. Die Frike-Gruppe beschäftigt rund 100 Mitarbeitende und arbeitet im Auftrag nationaler und internationaler Kunden. In den Labors werden eigene und Rezepte der Kunden realisiert und unter strengster Kontrolle hergestellt. Die Frike-Gruppe bietet ihren Kunden auch Lagermöglichkeiten für die Produkte und deren logistische Weiterverarbeitung an.[10][11]

2005 Das Bundesgericht hat einen Entscheid des Zürcher Verwaltungsgerichtes betreffend Entschädigung in Millionenhöhe aufgehoben! - Die Gemeindeversammlung vom März 1998 hatte eine Umzonung im Geissacker gutgeheissen, mit welcher Industrieland der Steinfels AG einer Zone mit Spielplätzen als Erholungszone zugeteilt werden sollte. Der Zürcher Regierungsrat genehmigte die Umzonung. Die Firma Steinfels AG reichte wegen materieller Enteignung ein Entschädigungsverfahren ein. Eine einberufene Schätzungskommission lehnte den Anspruch auf Entschädigung ab, ebenso das Zürcher Verwaltungsgericht im August 2004. Die Fa. Steinfels gelangte ans Bundesgericht und erhielt teilweise Recht. Bisherige Kosten der Gemeinde Wetzikon 22'500 Franken.[12]

2006 Auf dem gleichen Areal der einstigen Colgate-Palmolive sind weitere Wetziker Unternehmen eingerichtet: Die Firmen Graf, Form und Raum, Honegger, Video- und Einbruchmeldeanlagen, Preisig, Elektro- und Telefonanlagen, Rossi, Engineering und Beratung, Sound & Light für Ton-, Bild- und Lasertechnik.[13]

2007 Heute sind die Firmen Cosmina AG Wetzikon – Aerosan AG Näfels – Eswa AG Stansstad – Biokosma AG Ebnat Kappel – Vifor AG Volketswil und Fritz Keller AG, Mönchaltorf eigenständige Unternehmen, deren Lagerverwaltung, Buchhaltungen und Lohnabrechnungen in Mönchaltorf unter FRIKE zentral verwaltet werden.[14]

  • Zusammengefasst von Josef Lauber für das Archiv Ortsgeschichte Wetzikon, Oktober 2007. Aktualisiert und redigiert durch Werner Bangerter, Chemiker bei der Colgate Wetzikon.

Siehe auch

Literatur

Briefköpfe

Filme

  • Film 70 Colgate Palmolive in Kempten Wetzikon 1955-1958


Fotos

Cosmina AG

Colgate Palmolive

Weblinks

Einzelnachweise

  1. wikipedia.org
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Werner Keller, langjähriger Direktor der Colgate, Wetzikon, Auskunft 2007
  3. Der Freisinnige 18. Juni 1959.
  4. ZO 24.01.1985
  5. ZO 28. Januar 1986
  6. ZO 3. Februar 1987
  7. ZO 16. März 1987
  8. ZO 13. September 1991
  9. 9,0 9,1 ZO 13. Juli 1994
  10. Werbeprospekt der FRIKE Gruppe
  11. ZO 25. März 2006
  12. ZO 24. November 2005
  13. Wetziker Spiegel März 2006
  14. Auskunft Werner Keller, langjähriger Direktor der Colgate, Wetzikon, 2007
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